Erster dorfeigener Kirchhof in Immenhausen

Ein Beitrag von Moni Schmid und Karl Grauer

Beim Dia-Abend im Bürgersaal des Rathauses am Freitag, 08. März 2002, war auch eine Erinnerung an den alten, den ersten Immenhäuser Kirchhof zu sehen. Dieser ist ziemlich genau vor 180 Jahren eröffnet worden. Zuvor wurden alle Verstorbenen auf dem Mähringer Kirchhof beerdigt. Mähringen war sogenanntes “Kirchspiel”, also Mittelpunkt und zuständig für die umliegenden Ortschaften. Die Toten aus Immenhausen, Jettenburg und Wankheim fanden ihre letzte Ruhe dort. Sogar die Ohmenhäuser Bewohner brachte man dereinst nach Mähringen. In heutiger Zeit mit ihren Ortszusammenschlüssen zu Verwaltungseinheiten ist das eigentlich völlig normal. Damals jedoch, als es keine schnellen Transportmittel gab, muss es eine ungeheuere Errungenschaft gewesen sein und zum Selbstbewusstsein einer Gemeinde beigetragen haben, die eigenen Verstorbenen im Flecken behalten zu können und nicht nach auswärts weg geben zu müssen. Noch heute ist für viele Menschen der Friedhof ein ganz wichtiger Ort. Wie mag es damals gewesen sein, nun endlich seine Liebsten ganz in der Nähe bestattet zu wissen und ihr Grab problemlos jederzeit besuchen zu können!?

Ganz gewiss erging es dem Ehepaar Johannes Schlotterbeck und Martha, einer geborenen Klett aus Dußlingen, ebenso, Er war inzwischen 31 und sie fast 33 Jahre, als ihr erstes Kind, ein Mädchen, tot zur Welt kam und andern Tags, am 19. März 1822 “auf dem neuen hier errichteten Kirchhof begraben worden” ist. Der Vater Johannes hatte zuvor “in K.(öniglichen) Militär-Diensten 7 Jahre 3 Feldzüge gemacht, nemlich 1813, 1814, 1815”. Wahrscheinlich ist das die Erklärung, weshalb die Eltern für die damalige Zeit erst im fortgeschrittenen Alter am 30. Januar 1822 heirateten.

Vier Söhne bekamen die Eheleute noch. Der dritte starb mit 12 ½ Jahren, zwei sind nach Genkingen (1861) bzw. Gönningen (1863) verzogen und ein Sohn, der 1857 heiratete, blieb “ohne Kindersegen”. Dieser, Johann Georg Schlotterbeck, war Mitglied im “Gemeinderath” Immenhausen und starb 1892. Er ist nicht mehr im alten Kirchhof beerdigt, wo seine Schwester die erste Bestattung war. Seine letzte Ruhestätte war schon der neue, jetzige Friedhof, der 1888 eröffnet wurde, Der Name Schlotterbeck ist in Immenhausen ausgestorben, es gab ja keine männlichen Nachkommen im Flecken. Nachfahren dieser Schlotterbecks, die bereits im 1. Immenhäuser Seelenregister von 1652 erwähnt sind, gibt es heute sicherlich noch viele, also Leute aus Immenhausen, die mit der beschriebenen Familie Schlotterbeck verwandt sind, nur nachgeforscht bzw. bekannt ist es (noch) nicht.

Keine Immenhäuser, dafür als Schulmeister der Kusterdinger Wandel-Dynastie sind diese nicht minder im Gedächtnis. Dank ihres Wirkens noch eine Erinnerung an den alten Kirchhof: Seit dem 11. Dezember 1841 war die Lehrersfamilie Wandel nach Immenhausen gekommen mit drei Kindern. Fünf sind bis 1849 in Immenhausen noch dazu geboren. 6 Wochen nach ihrem Aufzug an der neuen Stelle, mussten sie ihren zweiten Sohn im Alter von 3 1/2 Jahren begraben. Fast 15 Jahre später, 1856, war es der älteste, der immerhin 23 Jahre alt geworden war und nun ebenfalls beerdigt wurde in diesem alten Kirchhof.

Vater Johann Georg Wandel war nicht nur ein tüchtiger Lehrer, er war auch sonst im Dorf mit seinem praktischen Wissen und seinen Erfahrungen und dem dazu eingeführten landwirtschaftlichen Unterricht für die Konfirmierten beliebt. Der landwirtschaftliche Verein Tübingen hat ihn 1860 zum Ehrenmitglied ernannt. Die “Gemeinde Immenhausen hat ihrer Dankbarkeit für sein Wirken noch in schöner und würdiger Weise Ausdruck verliehen. Auf dem alten Kirchhofe in Immenhausen ist das Grab der Eheleute Wandel samt Einfassung heute (anno 1935) noch erhalten.” (Archiv Geschichtsverein: Aus der Familiengeschichte Wandel von Julius Wandel, Hannover, vom 6.2.1932 – Auszug aus Seite 9)