Kleindenkmale in Wankheim

Außenansicht der Jakobuskirche in Wankheim
Außenansicht der Jakobuskirche in Wankheim

– Rundgang am 13. April 2003 –

Der Arbeitskreis Kleindenkmale veranstaltete Mitte April einen Rundgang zu den Kleindenkmalen in Wankheim. Auch die Jakobuskirche und der Steingarten von Familie Dengler wurden besichtigt. Die Führung übernahmen Prof. Dr. Seubert und Manfred Letsche.

Bei strahlendem Sonnenschein fanden sich auf dem Friedhof in Wankheim rund 100 Besucher ein. Ein beachtliches Kontingent stellte die Ortsgruppe Tübingen des Schwäbischen Heimatbundes, die sich der Führung anschlossen.

Herr Seubert erklärte, dass Wankheim Vikariatspfarrei war der Mutterpfarrei Mähringen. Dort wurden auch die Wankheimer beerdigt bis zum Jahr 1784, in dem Wankheim eine eigene Pfarrei und einen eigenen Friedhof erhielt. Dieser befand sich zunächst bei der Kirche, der heutige Friedhof wurde 1936/1937 angelegt.

An die Gefallenen der beiden Weltkriege erinnert ein Kriegerdenkmal, das zu den erhaltenswerten Kleidenkmalen zählt. Im ersten Weltkrieg fielen 24 von den 88 Männern im Alter zwischen 20 und 40 Jahren, das ist ein Fünftel aller Männer in dieser Altersklasse. Für den zweiten Weltkrieg stehen 35 Gefallene Wankheimer und 17 Vermisste auf den Gedenktafeln.

Auf dem Weg in das Dorfzentrum kamen wir an dem herrlichen Fachwerkhaus »In der Kerf« vorbei mit der Inschrift:

AUFGERICHT DEN XI. MAII ANNO MDCCLXXVIII. BAUHERR IO FRIDERICH WALKER ZIMMERMANN IO MARTIN. LUZ. 1778

Das Fachwerkhaus – inzwischen liebevoll restauriert – wurde am 11. Mai 1778 von dem Zimmermann Jo(hannes) Luz aufgerichtet. Der Bauherr war Johannes Fridrich Walker.

An einem Haus an der Hauptstraße betrachteten wir einen Türsturz mit den Initialen des Erbauers des Hauses und der Jahreszahl. Viele Türstürze tragen Jahreszahlen nach 1870. Ab dieser Zeit waren die Grundlasten der Lehenshöfe weitgehend abgetragen und in der Friedenszeit nach dem Krieg 1870/1871 setzte eine rege Bautätigkeit ein.

Die nächste Station war die Wankheimer Jakobuskirche. Am Chor der Kirche steht außen die Jahreszahl 1497, darunter ist das Zeichen des Baumeisters zu sehen. Die unten offene Acht bedeutet eine halbe Acht und steht daher für eine Vier. Der Baumeister war Nikolaus Binder.
Jahreszahl 1497 und das Zeichen des Baumeisters außen am Chor der Jakobuskirche in Wankheim.

In der Kirche machte Herr Seubert auf viele Kleindenkmale aufmerksam, die man bei oberflächlichem Betrachten leicht übersieht. In wenigen Sätzen erfuhren die Besucher die Geschichte der Kirche und der weltlichen Herrscher, von Georg von Ehingen bis zu dem letzten Besitzer von Wankheim, den Freiherren von St. André.

Der Gölz-Brunnen in der Dorfmitte erinnert an den Wankheimer Pfarrer Richard Gölz, der ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus war. Er beteiligte sich an einer illegal arbeitenden Gruppe, die untergetauchten Juden einen Unterschlupf bot. Von Dezember 1944 bis Kriegsende war er in einem Konzentrationslager inhaftiert.

Anschließend berichtete Herr Letsche von dem »Trippelhaus« in der Oberen Straße, seinem Elternhaus. Ebenerdig befanden sich der Stall der Kellerzugang und weitere Wirtschaftsräume, wogegen die Wohnräume im ersten Stock lagen und nur durch eine Außentreppe zu erreichen waren.

In der Heerstrasse machte uns Herr Seubert auf ein Wohnhaus aufmerksam, das David Friedrich von St. André für die Aufnahme von Juden durch den Umbau einer herrschaftlichen Scheuer errichten ließ. Über einer der Haustüren ist die Jahreszahl 1795 angebracht.

Den Abschluss der Besichtigungen bildete der Besuch des Steingartens von Uke und Werner Dengler. Das frühere »Hebammenhaus« hat neben vielen anderen Einzelheiten ein noch zu rekonstruierendes Kleindenkmal. Die Klingel vor dem Schlafzimmerfenster der Hebamme wurde durch einen Klingelzug bedient, der an der Außenwand des Hauses entlang geführt wurde.

Anschließend konnten wir nach dem informativen Vortrag von Frau Dengler im dem wunderschönen Garten die Kunstwerke aus Tuff in Ruhe bestaunen.

Herrn Dr. Seubert, Herrn Manfred Letsche für den sehr gut durchgeführten und aufschlussreichen Rundgang an dieser Stelle nochmals herzlichen Dank, ebenso allen Teilnehmern von den Härten und der Umgebung.

Manfred Wandel nach dem Manuskript von Prof. Dr. Seubert


 

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