
Der ehrenamtliche Gemeindearchivar Manuel Mozer führte in Zusammenarbeit mit dem Schwäbischen Albverein am Sonntag, 16. Juni durch den alten Ortskern von Kusterdingen.
Sechs Stationen umfasste die Tour von Manuel Mozer. Begonnen wurde am Bürger- und Kulturhaus beim Klosterhof. Bereits 1539 kann hier eine Bebauung nachgewiesen werden. Es weist die klassische Form des Ein-Dach-Hauses mit Scheuer, Wohnbereich und Stall auf. Die Scheune kann ist Jahr 1697 datiert werden, das daran anschließende Haus stammt aus dem Jahr 1733 und ein erst 1806 erbauter Anbau, der als Altenteil hinzugefügt wurde, ergänzt das Haus. Nach dem Bauherrn Johann Georg Wandel (1653-1732) ist vor allem sein Schwiegersohn Johann Georg Lumpp (1701-1780) als Hirschwirt und Schulheiß maßgeblich an der Ausgestaltung beteiligt. Heute wird dieses schöne Gebäude, das seit 1997 unter Denkmalschutz steht und 2004 umgebaut wurde, als Veranstaltungsort der Härtengemeinde zur Verfügung.
Weiter ging es in die Scherrgasse 13-19. Bereits 1568 wurde das Haus mit 2 Scheuern und Garten als Gut der Reutlinger Spendenpflege urkundlich erwähnt. 1739 erfolgte durch den neuen Besitzer Conrad Grauer ein Umbau mit zusätzlichem Anbau und betrieb die Gaststätte „Zum Ochsen“. Das Haus weist eine wechselvolle Nutzung auf. Die Gaststätte wurde durch einen Krämerladen abgelöst und das ursprünglich für zwei Familien vorgesehene Haus wurde Mitte des 19 Jahrhunderts von vier kinderreichen Familien genutzt. Erst im Laufe des 20. Jahrhunderts reduziert sich die Bewohnerzahl wieder auf zwei Familien.
Der Weg führte weiter zum Alten Rathaus, das 1770 einen Vorgängerbau ersetzte. Ursprünglich beherbergte das Erdgeschoss eine große Halle, in der allgemein nutzbare Gerätschaften lagerten. Im ersten Geschoss befanden sich ein großer und ein kleiner Saal für die Zusammenkünfte des Gemeinderates. Im Dachgeschoss befand sich Getreidelager und Fruchtkasten. 1781 kam die Feuerwehrspritze hinzu, für die 1895 eine eigene Remise angebaut wurde. Der 1827 eingebaute Ortsarrest, der noch heute zu besichtigen ist, ergänzte die Einrichtung. Zahlreiche Renovierungen haben den Erhalte des Gebäudes gefördert. Auch die derzeit durchgeführte Renovierung dient diesem Ziel, in dem sie die ursprüngliche Gestalt wieder herstellt.
In der Emil-Martin Str. 6, der 4. Station des Rundgangs, befindet sich ebenfalls ein klassisches Ein-Dach-Haus. Die Struktur ist noch gut ersichtlich, obwohl im Laufe des 20. Jahrhunderts strukturell umfassend verändert wurde, um mehr Wohnraum zu schaffen. Das Besondere an diesem 1782 durch Johann Martin Jung gebauten Hauses ist die überwiegende Verwendung von Flößerholz aus dem Schwarzwald. Dies ist sehr gut ersichtlich an den Markierungen und den Einkerbungen der Stämme, die für den Transport notwendig waren. Notwendig machte die Nutzung des importierten Holzes die Tatsache, dass das Nutzholz der umliegende Gegend für Heizung, Wohnbau und Werkzeugherstellung bereits weitgehend abgeholzt war.
Zur vorletzten Station ging es zur Kirche unseres Dorfes. Dank der jüngst erfolgten Renovierung des Turmes kann dieser nun auf das Jahr 1150 datiert werden. Das Dach des Turmes wurde 1458 gestaltet, das Kirchenschiff 1506/07 erbaut und der Chor 1512/13 hinzugefügt. Auch ein Pfarrhaus ist bereits für das Jahr 1459 belegt. Die heutige Ausgestaltung basiert jedoch auf einigen Umbauten seit dem 18. Jahrhundert.
Der Spaziergang führte zurück zum Beginn und fand seinen Abschluss beim Vereinsheim des Schwäbischen Albvereins, gegenüber vom Bürger- und Kulturhaus. Im Kreis der vorgestellten Gebäude handelt es sich hier um das jüngste Gebäude, erbaut 1839/40. Gesetzliche Vorschriften verlangten den Bau eines allgemeinen Backhauses um die Feuergefahr in den privaten Häusern zu verringern. Als diese Gefahr durch die Verbesserung der Herdstellen verringert wurde, erfolgte eine Nutzung von örtlichen Bäckern bis in das Jahr 1939 hinein. Daran anschließend erfolgte der Umbau zu einer Gemeindewaschküche mit zwei Trommelwaschmaschinen und einer Schleuder sowie Bottichen zum Einlegen der Wäsche. 1972 wurde diese Nutzung ebenfalls aufgegeben. Die Gemeinde überlässt das Häuschen dem Schwäbischen Albverein, der dieses nach erfolgtem Umbau seither erhält und nutzt. Hier endet ein sehr interessanter Spaziergang bei Kaffee und Kuchen.