»Soooo haben wir uns das nicht vorgestellt …!«
Eine Besichtigung des Armenhauses in Immenhausen bot der Geschichtsverein den Bürgern der Härten an. Rund 100 Personen nahmen am 13.9.2003 die Gelegenheit wahr und füllten die Scheune von Herrn und Frau Brucksch, den Besitzern des Armenhauses.
Erstaunt waren die Besucher, wie das Armenhaus innen aussieht und was bereits restauriert wurde. Diese Veranstaltung brachte den Besitzern des Armenhauses viel Verständnis, Lob und Bewunderung entgegen. Mancher verstand nach der Führung, warum das Armenhaus unter Denkmalschutz steht und als »sozialgeschichtlich von allerhöchster Wertigkeit« bezeichnet wird.
Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch den Vorsitzenden Harald Bauer berichtete Manfred Wandel von seinen Nachforschungen mit Rose Schmid im Archiv von Immenhausen. Auch noch vorhandene Aufzeichnungen von Dr. Walter Schmid und Zeitungsberichte berücksichtigte er bei seinem kurzen Vortrag.
Aufgrund der Untersuchung der im Armenhaus verwendeten Balken mit einer wissenschaftlichen Methode wurde festgestellt, dass die Eichen für das Bauholz im Winter 1655 auf 1656 geschlagen wurden. Nach Dokumenten im Archiv wurde das Haus hundert Jahre später als Armenhaus benützt. Die Frage, ob das Haus als Armenhaus erbaut wurde, lässt sich anhand der bisher bekannten Unterlagen nicht nachweisen, obwohl sehr viel dafür spricht. Das Armenhaus wurde bis in das letzte Jahrhundert als solches benutzt und erst 1956 von der Gemeinde an Privatpersonen verkauft.
Der Bau des Armenhauses erfolgte nicht einmal 10 Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges. In dieser Zeit gab es viele Menschen, die verarmt und bettelnd ihr Leben fristen mussten.
Zeugnisse über Hungersnöte, so im Jahr 1771, berichten von »äußerstem Notstand« der Bürger, die »Kräuter und Wurzeln sammeln und sich Speisen daraus machen.«
Im Jahr 1850 kehrten neun Personen, Erwachsene und Kinder, aus Siebenbürgen zurück. Es waren Mütter und Kinder, die den Ehemann und Vater dort verloren hatten. Auch zwei Waisen von ausgewanderten Immenhäusern waren dabei. Für einen Teil dieser Leute, »so gänzlich entblöst von dem Nothdürftigsten«, war das Armenhaus ein neues Zuhause.
Herr Brucksch und Herr Seidel, der Fachmann für historische Gebäude, übernahmen die Führungen durch das Haus, während Frau Brucksch mit Lichtbildern über die Arbeit am Armenhaus berichtete. Zwei, vielleicht auch drei Familien lebten im Armenhaus. Das Haus war in zwei Hälften geteilt, jedoch nicht quer, sondern längs. Ein Eingang war von der Straße aus, der andere von der gegenüberliegenden Seite. Jeweils hinter dem Eingang im Flur war die Küche mit einer offenen Feuerstelle: Der Rauch zog durch eine Deckenöffnung über das Dach ins Freie. Rußgeschwärzte Holzgeflechte in der Fachwerkkonstruktion sind bis heute erhalten.
Der Geschichtsverein bedankte sich bei dem Ehepaar Brucksch für die Besichtigung und Gestaltung dieser Veranstaltung. Für zufriedene Besucher stand ein »Bettelsack« bereit, der gerne Münzen und Scheine einsackte. Herr und Frau Brucksch waren erstaunt und erfreut über die Höhe des Beitrages und bedankten sich herzlich bei allen Besuchern und Spendern.
Die Vorstandschaft
Zur Beschreibung des Armenhauses in Immenhausen